Von Minsk nach Moskau, auf den Spuren Napoleons 1812 und der deutschen Wehrmacht 1941 begleiten Sie Hans Rudolf Fuhrer und Dieter Kläy.
2012 jährt sich zum zweihundertsten Mal der Rückzug der „Grande Armée“ über die Beresina, ein Ereignis, das mit der Geschichte der vier Schweizer Regimenter in französischen Diensten und dem „Beresina-Lied“ eng verbunden ist. Mit der Reise „Mit Mann Ross und Wagen hat sie der Herr geschlagen“ wird die Dimension des riesigen russischen Raumes erlebbar gemacht. Die operative Linie von Minsk über Smolensk nach Moskau haben sowohl 1812 die Truppen des französischen Kaiserreiches als auch 1941 die „Deutsche Wehrmacht“ benützt. Napoleon und Adolf Hitler hatten zum Ziel, das Zarenreich Russland bzw. die Sowjetunion zu besiegen. Beide Heere und ihre Oberbefehlshaber sind dabei gescheitert. Die wichtigsten Orte dieser gigantischen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Europa sind unsere Etappenziele. Die entscheidenden Schlachten, die bedeutenden orthodoxen Klöster, die eindrucksvollen Städte, die bedrückenden Erinnerungsstätten und die sichtbare Problematik der auseinandergefallenen Sowjetunion runden das Bild ab zu einer faszinierenden militär- und kulturhistorischen Erfahrung.
Sonntag
Am frühen Morgen Abflug nach Minsk/Weissrussland. Verpflegung im Flugzeug. Stadtrundfahrt in Minsk (Kurgan Slavy, Stadtspaziergang, Afghanistandenkmal). Abendessen und Übernachtung in Minsk
Montag
Ganztagesausflug nach Borissow/Studianka (Beresinaübergang). Mittagessen in einem Restaurant in Borissow. Abendessen in einem typischen weissrussischen Restaurant. Übernachtung in Minsk
Dienstag
Busfahrt nach Polozk. Besuch des neuen Museums an der Stalin-Linie in Loschany (Sie haben noch nie etwas Vergleichbares gesehen!), Gedächtnisstätte von Chatyn (Vernichtung von 628 weissrussischen Dörfern), Mittagessen in Chartyn, die beiden Schlachten von Polozk (3. – 16.8. bzw. 16./17.10.1812), Besichtigung der Klosteranlage. Abendessen und Übernachtung in Polozk
Mittwoch
Busfahrt nach Smolensk. Deutsche Operationen zwischen Polozk und Vitebsk (8. – 15.7.1941); Geburtshaus mit Museum von Marc Chagall, Napoleon in Vitebsk, Erinnerungsstätte von Katyn (Ermordung von 4000 polnischen Offizieren durch Stalin). Mittagessen in Vitebsk. Stadtrundfahrt in Smolensk, Schlachten von Smolensk 1812 und 1941. Abendessen und Übernachtung in Smolensk
Donnerstag
Busfahrt Smolensk – Moskau. Besichtigung des Militärmuseums von Smolensk, Operation „Taifun“, Doppelschlacht von Wjasma und Novosjolka (30.9. – 18.10.1941), Mittagessen in Wjasma, Schlacht bei Borodino (5. – 7.9.1812). Abendessen und Übernachtung in Moskau
Freitag
Ganztägige Stadtrundfahrt in Moskau mit einer deutschsprachigen Führerin (Roter Platz, Twerskaja, Bulwarnoekolzo, Weisses Haus, Poklonnaja Gora, Mittagessen im „Haus an der Uferstrasse“ in Moskau, Sperlingsberge, Erlöserkirche, Kreml) Schifffahrt mit Extraschiff auf der Moskwa. Abendessen in einem typisch ukrainischen Restaurant. Übernachtung in Moskau
Samstag
Busfahrt nach Kaluga. Ereignisse 1812 und 1941/43 (Wende in und vor Moskau). Mittagessen in Juchnow. Besuch des Betriebs von Martin Kindler und des Betriebs „Schweizer Milch“ (schweizerische Aufbauprojekte); Abendessen mit Folklore-Darbietungen. Übernachtung in Kaluga
Sonntag
Busfahrt zum Flughafen. Kosmonauten Museum, Borowski Kloster. Gegen Abend Check-in und Rückflug nach Zürich
Ausrüstung
Gültiger Pass mit Visum, Bequeme, der Witterung angepasste Reisekleidung, gute Schuhe, Kartenmaterial und Reiseführer für Weissrussland und Westrussland/Moskau und Umgebung.
Reiseleitung
Hans Rudolf Fuhrer, PD Dr. phil., Meilen
Dieter Kläy, Dr., Winterthur
Stefan Gubler’s Fotogalerie
BILDER GALERIE
Peter Bachmann’s Reisebericht (PDF: GMS 15.2. 2012 Beresina 1812 Barbarossa 41-45)
Sonntag, 5. August 2012, Zürich-Wien-Minsk
Es ist früh am Morgen. Höhepunkt beim Hürdenlauf zum Warteraum ist das Durchschreiten eines als Türrahmen getarnten Metallbogens. Diesen darf man nur passieren, sofern es nicht pfeift! Andernfalls benötigt es einen weiteren Versuch bis das Sicherheitspersonal einen beruhigt durchwinkt. Es gelingt im ersten Anlauf. Vor dem Gate stosse ich auf das Leiterteam, welches die Vollständigkeit der GMS-Gruppe feststellen muss. Kurs LX 1574 jagt pünktlich mit uns an Bord über die Piste in die Lüfte.
Der Zwischenhalt in Wien fördert die Kontakte. Während des Fluges nach Minsk wird ein graziles Brötchen als Hungerstiller gereicht. Der Preiskampf unter den Airlinern ist hart. Die Zollbeamtin in Minsk versieht ihre Kontrollarbeit zügig. Ein fehlender Koffer findet bis zum Abend wieder seinen Besitzer. Vor dem modernen Flughafengebäude erwarten uns Chauffeur Sergei mit Beifahrer und Bus. Mineralwasser, belegte Brote und Äpfel stehen zum Verzehr bereit. Dies ist unter anderem ein Ergebnis der Optimierung aus der ersten Reise. Kompliment an die Leitung! Bei Sonnenschein fahren wir los und können erste Blicke auf eine uns unbekannte Landschaft werfen. Ziel ist der Kurgan Slavy oder „Hügel des Ruhmes“, ein rund 35 Meter hohe künstliche Erhebung, geziert mit Obelisk und einem umlaufenden Band. Das Monument soll an die Befreiung von Minsk und Weissrussland durch die sowjetische Armee erinnern. Der kurze Fussmarsch zur Plattform fördert die Durchblutung.
Unsere Fahrt führt später in das Zentrum dieser Millionenstadt. Ich bin erstaunt ob dem geringen Verkehrsaufkommen an einem Sonntagabend. Man zeigt uns die Innenstadt. Es wirkt alles imposant und grosszügig. Strassen und Plätze sind von Blumenrabatten eingerahmt. Das rechtzeitige Erreichen der Unterkunft schätzen alle. Vor dem Betreten des Hotels schult man uns auf die administrativen Feinheiten dieser Reise ein. Im hinteren Bereich der Halle kann man an einem kleinen Schalter Landeswährung erstehen. Ein Euro ergibt den sagenhaften Gegenwert von zehntausendeinhundert weissrussischen Rubeln (BYR). Hätte jede Person unserer Reisegruppe einhundert Euro gewechselt, so wäre die GMS-Karawane am kommenden Morgen mit zweiunddreissig BYR-Millionären in den Tag gestartet. Mit einer kleinen Begrüssung durch den Reiseleiter nimmt das Abendessen seinen Beginn. Nach Torte und Kaffee stimmt uns eine Musikgruppe mit ihren sonoren Liedern auf diese Reise und das Schlafen ein.
Montag, 6. August 2012, Borisow und Beresina-Übergang
Um acht Uhr löst Sergei die Bremsen. Im rollenden Hörsaal werden wir von der vorne sitzenden gesammelten Intelligenz auf den Ablauf des Tages eingestimmt. Unterwegs bestaunen wir eine beachtliche Denkmalgruppe, wobei das Leiterteam die Gründe des Staates für die Erstellung solcher Plastiken erläutert. Borisow liegt ungefähr 80 km ostwärts von Minsk. Bald sind wir an der Beresina. Der ruhig dahin fliessende Wasserlauf wirkt nicht beeindruckend, sind es doch vielmehr die Ereignisse vor 200 Jahren, welche uns im Banne dieses Namens an diesen Ort getrieben haben. Oberhalb der Hauptstrasse steht eine einfache Anlage mit Gedenkstein, welche die Geschehnisse von 1812 aus russischer Sicht würdigen. Jugendliche sind mit der Pflege der Umgebung beschäftigt. Im Restaurant Prival zu Borisow verpflegen wir uns pünktlich zu Mittag. Zu Beginn des Essens wird eine Runde Krimsekt offeriert. Solche flüssige Spenden gehörten fast zum Tagesritual in unserer Reisegruppe.
Am Nachmittag lugt die Sonne hervor. Unsere Erinnerungsreise führt zuerst nach Studianka. Im November 1812 erfolgte in unmittelbarer Nähe dieses Weilers der Brückenschlag über die Beresina, um die Überreste der Grande Armée auf das Westufer zu leiten. Das vom Deza 1992 eingeweihte Ehrenmal steht leider an unrichtiger Stelle. Reiseleiter H.R. Fuhrer schildert den Verlauf der Schlacht auf der westlichen Seite und die Gründe, warum das Denkmal umplaziert werden sollte. Bei äusserst blutigem Kampf haben in dieser kargen Landschaft unsere Vorfahren Bonaparte mit grossen eigenen Verlusten gerettet! Es war hier der Glarner Thomas Legler, der in schwerer Stunde zum Trost in eisig kalter Nacht das Beresina-Lied anstimmte. Gemeinsam versammelt um unsere Leiter tun wir dies auch zu Ehren der Opfer dieser fürchterlichen Auseinandersetzung. Dank ausgezeichnetem Zeitmanagement sind wir rechtzeitig im Hotel und eilen anschliessend zu Fuss in ein weissrussisches Lokal, um den Kalorienverlust des Tages auszugleichen.
Dienstag, 7. August 2012. Minsk-Loschany-Chatyn-Polozk
Zu Beginn dieses Reisetages wollen wir das neue Militärmuseum in Loschany, direkt an der ehemaligen Stalin-Linie, besichtigen. 1928 bis 1939 liess Stalin parallel zur alten polnischen Grenze eine mehrere tausend Kilometer lange Abwehrlinie erbauen. Beim Überfall im Juni 1941 auf Russland hat diese Linie den Erwartungen nicht entsprochen. Und es ist tatsächlich nicht übertrieben, wenn man im Reiseprogramm schreibt, wir hätten noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Dieses militärische „Ballenberg“ findet man rund 30 km ausserhalb von Minsk. Auf dem Arsenal kann Kriegsgerät besichtigt werden, welches in der roten Armee je einmal Verwendung hatte und wohl hier auf das Ende der Welt wartet.
Bestürzt macht der Besuch der Gedenkstätte von Chatyn. Der Ort wurde am 22. März 1943 auf Grund der NS-Politik des Genozids mit fast allen seinen Bewohnerinnen und Bewohnern niedergebrannt. Überall im Gelände, wo einst die Häuser des Dorfes Chatyn standen, werden deren Grundrisse durch im Boden eingelassene Betonbalken angedeutet. Ein symbolischer Kamin ragt in die Luft und erinnert an die Brandruinen. Eine Glocke darin schlägt alle 30 Sekunden gemeinsam mit allen anderen Glocken und mahnt an die früheren Anwesen. Das Gräberfeld umfasst 185 Stelen. Insgesamt sind in Weissrussland über 600 Dörfer auf Grund von Strafoperationen zerstört worden. H. R. Fuhrer referiert in seiner gewohnt ausdrucksvollen Art und Weise über diese Schandtat. Da wurde jeder Einzelne in unserer Gruppe still. Man kommt dabei schlichtweg ins Grübeln. Dann heisst es aber, das Reiseprogramm fort zu setzen. Im Restaurant Partizansky Bor speisen wir bestens. Durch eine wald- und seenreiche Landschaft rollen wir am Nachmittag dem Tagesziel entgegen. Im fahrenden Hörsaal werden wir auf die beiden Schlachten von Polozk eingestimmt. Mit der Annäherung zu dieser Kleinstadt wird das Wetter freundlicher. Kurz vor dem Ziel überqueren wir die respektabel wirkende Düna. Die Stadt liegt unmittelbar nördlich davon. Der Angelpunkt für die Abwehr lag beim Kloster Spass. Damit auch unseren Damen der Zutritt gewährt wurde, musste Frau leihweise an der Portier-Loge sittsame Bekleidung anlegen oder ausleihen. Anschliessend verschieben wir uns an das steile Ufer der Düna. Einige Treppen höher vor einer Kirche hat man einen vorzüglichen Überblick auf das gegenüberliegende Gelände. Zum Ende der zweiten Schlacht von Polozk hielt Hauptmann Salomon Bleuler die Brücke über dem Fluss bis zum letzten Augenblick, sprang mit dem Pferd ins Wasser und erreichte das eigene Ufer schwimmend. Zeuge dieser Szene war Marschall St. Cyr, der darauf dem mutigen Zürcher sein eigenes Kreuz der Ehrenlegion an die Brust heftete. Das Hotel Dvina im Zentrum erfreut sich der Erneuerung, wobei man uns sanft aufklärt, dass Warmwasser in diesem Hotel eine Exklusivität sei. Die grosszügige Promenade direkt vor dem Hause lockt zu einem abendlichen Streifzug.
Mittwoch, 8. August 2012, Polozk-Vitebsk-Smolensk
Bei mässigem Verkehr rollen wir dem 100 km entfernten Vitebsk entgegen. Die in der Morgensonne beleuchtete Landschaft lässt uns Zeit mit den Gedanken zu spielen. Hochachtung vor den Soldaten, welche hier einst eine fast unglaubliche Marschleistung erbrachten. Von vorne im Bus werden wir immer wieder mit tiefgreifenden Themen versorgt. Die Zeit vergeht im Schuss! Mit Verdichtung des Verkehrs ist es klar, wir sind bald im Zentrum von Vitebsk. Blumenreiche Anlagen erfreuen uns beim Gang in den oberen Teil der Stadt, die leider auch im vergangenen Krieg sehr gelitten hatte. Nach dem Kaffeehalt bei McDonald führt man uns auf die Terrasse vor der über der Stadt dominierenden Kirche. An den dahinter liegenden kleinen Park grenzt das Stadthaus, in dem Bonaparte seinen Sitz hatte. Damit seine Garden auf genügend Raum Präsentieren konnten, liess er kurzerhand sämtliche Bäume fällen. In der Nähe zu besichtigen ist das Geburtshaus mit Museum von Marc Chagall. Das feine Mittagessen reicht man uns in dem hoch über der Düna liegenden gleichnamigen Restaurant. Dann werden wir zur Weiterfahrt aufgefordert. Zur russischen Grenze sind es noch 40 km. Vor Rudnja steht direkt an der Strasse auf einem imposanten Sockel ein dreiachsiger Lastwagen, verbunden mit dem Träger einer Katjuscha-Batterie. Da diese Waffe beim Abschuss ein charakteristisches pfeifendes Geräusch erzeugte, wurde sie besser bekannt unter dem Namen Stalinorgel. Anfang Juli 1941 gelangte dieser Raketenwerfer an dieser Stelle das erste Mal in den Einsatz. In einer kleinen Parkanlage kann man die Büste des Soldaten bewundern, der anfangs Mai 1945 die russische Fahne auf dem Brandenburgertor hisste und aus dieser Region stammte. Auf einer schnurgeraden Strasse nähern wir uns Smolensk. In dessen Umgebung liegt der Wald von Katyn. Erneut auf dieser Reise konfrontiert man uns mit einem ungeheuerlichen Verbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die schlicht gehaltene Erinnerungsstätte verweist auf die Ermordung von 4000 polnischen Offizieren durch Stalin. Auch heute noch bekundet das offizielle Russland Mühe, diese Missetat zu bedauern. Die hoch über dem Dnjepr thronende Kirche von Smolensk leuchtet weit im Sonnenschein. Wir drehen einige Runden in der Stadt, die in beiden Kriegen durch Kriegshandlungen schwer gebeutelt worden ist. Für eine kurze Besichtigung des Gotteshauses reicht es noch. Bettlerinnen lehnen die Annahme von Spenden in weissrussischen Rubeln ab, da der BYR in Russland nicht gewechselt werden kann. Unser Übernachtungsort liegt in einer motelähnlichen Anlage am Stadtrand. Vor Ankunft instruiert man uns über den Wechsel von Chauffeur, Car und Führer. Gegorgi, der neue Bärenführer, hält russische Rubel in vorbereiteten Kuverts zum Kauf bereit. Im pavillonartigen Restaurant lässt es sich herrlich Nachtessen.
Donnerstag, 9. August 2012, Smolensk- Wjasama-Borodino-Moskau
Das Bereitstellen des Frühstücksbuffets scheint das Personal etwas überfordert zu haben. Dieser Schwachpunkt des Hauses müsste noch korrigiert werden. Alle schaffen es pünktlich zum Abfahrtstermin die Plätze im Bus einzunehmen. Vor der Weiterfahrt nach Moskau lotst man uns in den Kreml von Smolensk. Zu Fuss besteigen wir einen dicken roten Backsteinturm, wo man ein gut gearbeitetes Relief von Smolensk beaugapfeln kann. Dann sausen wir in die Etappe. Das Land wirkt flach und eintönig. Häusergruppen kann man an einer Hand abzählen. Es ist lehrreich und spannend, wenn man von vorne im Bus unterhalten wird. Auf dieser Reise wird uns Geschichte mit Suppenlöffeln geschöpft. Unmittelbar an der Hauptstrasse vor Wjasma lädt das Café Balu zum Mittagessen. Ein kleines Bärengehege unterstreicht den Namen des Lokals. In dieser Ecke der Welt werden Erinnerungen an den Beginn der Pfadfinderzeit als Wolf wach. Nach weiteren 100 km schwenken wir von der Hauptrasse ab, um Borodino anzusteuern. Die Landschaft hat sich geändert und ist leicht hügelig wie auch bewaldet. Aus dem Bus erkennt man von weitem das Denkmal. Dessen Umgebung wird für die Zweihundert-Jahr-Feier hergerichtet. Zeitgleich mit Beginn der Erläuterungen des Reiseleiters fährt ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht, begleitet von Feuerwehr und Sanität, aufs Gelände. Es stellt sich heraus, dass ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden muss. Der Verlauf verlandeter Schützengräben ist klar ersichtlich. Im Herbst 1941 versuchte Russland in diesem Vorfeld von Moskau den deutschen Aggressor zu stoppen. Einige Kilometer weiter schaut ein Obelisk ins Land. Dieser steht an der Stelle, wo Napoleon die verlustreiche Schlacht befehligte. Dann heisst man uns Aufsitzen zum Endspurt in die Hauptstadt. Alle freuen sich auf das Hauptziel dieser Reise. Der Verkehr wird lebhafter, und bald kann man beidseits der Autobahn riesenhafte Wohnquartiere erkennen. Die Zehn-Millionenstadt platzt aus allen Nähten. Vier- bis achtspurig läuft der Verkehr. Ich bin erstaunt, wie zügig wir ins Zentrum rollen und bequem das Hotel in der Nähe des Bolschoi-Theaters erreichen. Der Bezug der Zimmer erfolgt wie gewohnt rasch. Dies erlaubt vor Sonnenuntergang noch einen Spaziergang bis an die Kreml-Mauer. Für das Nachtessen haben sich die Teilnehmer herausgeputzt. Im aquarellfarbenen Speisesaal geniessen wir ein feines Menu.
Freitag, 10. August 2012, Besichtigung von Moska
Zum Auftakt unseres Ausfluges gehört das reichhaltige Frühstücksbuffet. Zudem lacht ein fast wolkenloser Himmel über Moskau. Die Fotografen werden gefordert. Die deutschsprachige Fremdenführerin Julia übernimmt das Zepter. Das Neujungfrauenkloster und der Panoramablick von der Terrasse vor der Lomonossov- Universität über die Stadt sind Höhepunkte unserer Tour. Wie Perlen an einer Schnur aufgereiht leuchten die goldenen Kuppeln von Kirchen und Türmen im bestem Morgenlicht! Weiteres Glanzstück ist der Besuch des Kremls mitsamt Rüstkammer, der Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale und anderen Sehenswürdigkeiten. Durch eine Unterführung eilen wir zeitig zum Essen in das Eat & Talk. In netter Bistroatmosphäre werden die Mägen beruhigt. Das Nachmittagsprogramm beinhaltet anfänglich eine Verdauungsfahrt über interessante Strassenzüge zur Auferstehungskirche wie auch an die Seite des Rathausplatzes, von wo wir mit unseren eigenen Gehwerkzeugen am Schukow-Denkmal vorbei auf den Roten Platz marschieren. Die orientalische Schönheit der farbenprächtigen Kuppeln der Basiliuskirche begeistert. Die umfassende Sicht auf den Roten Platz wird getrübt durch den Aufbau einer riesigen Tribüne zum 200-jährigen Jubiläum des Sieges über Napoleon. Für eine Zusatzschlaufe durch das Kaufhaus GUM wird die Zeitreserve angeknabbert. Die Schiffsrundfahrt auf der Moskwa eröffnet neue Blicke auf die Stadt und hat auch einen angenehmen Erholungseffekt. Die Sonne steht im Westen, das ist das Signal zur Rückfahrt zum Hotel und zur anschliessenden Verschiebung mit Car zum Abendessen in ein typisches ukrainisches Restaurant. Ein Gewitter entlädt sich und mit den letzten Regengüssen betreten wir das hübsche Lokal. Ein einnehmender Abend entwickelt sich. Mit einem „Na-zdarowje !“ stossen wir auf das Wohl und Glück dieser GMS-Fahrt an. Der Besuch von Militärattaché S. Eugster ehrt uns alle.
Samstag, 11. August 2012, Moskau-Juchnow-Kaluga
Der verhangene Himmel erleichtert die Weiterfahrt zum nächsten Ziel. Mit uns sind es viele weitere Moskowiter, die ins Wochenende fahren. Zügiges Vorwärtskommen ist nicht möglich. Die Vorlesung im rollenden Hörsaal verkürzt dabei die Fahrt. Später steigt Martin Kindler, Chef des Betriebes „Schweizer Milch“ in Kaluga, zu. Mit Verlassen der Hauptverkehrsader nimmt der Verkehr massiv ab. Man spürt die Weite des Landes. Das Bankett der Strasse wird zunehmend ungepflegter. Birkenwald und Weidland, unterbrochen durch kleine Wasserläufe, sind unsere Kulisse. Weit ab fahren wir in eine Stichstrasse, halten und können in einem lichten Gehölz die Fragmente eines ehemaligen Kommando-Standortes mit der dazu gehörenden Infrastruktur begehen. Hier wird ersichtlich, wie schwierig die Kampfführung in diesem Gelände war. Mit dem Abräumen des Samstagsmarktes treffen wir vor dem Café Karambol ein, um uns für das Mittagsprogramm zu stärken. Martin Kindler hat sich mit den Leiden und Folgen des Barbarossa-Feldzuges in seiner neuen Heimat beschäftigt. So ist es bei Arbeiten in Feld und Wald nicht unüblich auf die sterblichen Überreste von Soldaten zu stossen. Ein Bauer in der Nähe von Juchnow hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gebeine der Gefallenen in einen kleinen Friedhof umzubetten. Die Personalien der Toten sind leider schwer zu erforschen, trugen doch die russischen Soldaten lediglich um den Hals eine kleine Metallhülse, in welche man einen papierenen Zettel mit den eigenen Daten steckte. Viele Armeeangehörige verzichteten aus purem Protest auf diese Anweisung, da man ahnte, welches Schicksal zu erwarten ist. Bei einem kurzen Halt konnten wir bei diesem Landmann einen Blick in Haus und Hof werfen und dabei die einfache Lebensweise dieser Menschen beobachten. Gegen Abend rollen wir der Farm von Martin Kindler zu. Das von Schlaglöchern erzeugte Rütteln und Schütteln auf das Fahrzeug bewirkt, dass sich die Türen während der Fahrt wie von Geisterhand öffneten. Während des Abendessens konnte durch einen auf den Hof eingeflogenen Mechaniker das Problem gelöst werden. In der Röte des Sonnenunterganges wird uns ein äusserst feines Essen aufgetischt. Höhepunkt ist der Auftritt einer Gruppe von Musikanten und Sängerinnen. Dieter Kläy und weitere talentierte GMS-ler entwickeln sich zu perfekten Tempeltänzern. Nur ungern verliessen wir diesen gastlichen Ort. Ein Kompliment an die Familie von Martin Kindler und dessen Mannschaft für die herzliche Gastfreundschaft. Im beginnenden Dunkel der Nacht tuckern wir dem Hotel in Kaluga zu. Nach einem erlebnisreichen Tag beziehen wir im gleichnamigen Hotel grosszügige Zimmer.
Sonntag, 12. August 2012, Kaluga-Borowski-Moskau-Zürich
Am letzten Tag heisst es rechtzeitig das angenehme Bett zu verlassen. Verspätetes Eintreffen am Flugplatz würde wohl unliebsamen Ärger generieren. In der herrlichen Morgensonne kann man das sonntagmorgendliche Kaluga betrachten. Ein Halt beim Museum der Kosmonauten erlaubt uns kurze Blicke auf einstmals verwendete Raketen und Aggregate für die Raumfahrt. Mittagshalt gibt es in Borowski. Die angenehme Strasse erlaubt uns planmässig beim Kloster einzutreffen. Fliegende Händler säumen die Strasse zur Eingangspforte. Reger Betrieb herrscht in und um die Anlagen. Nach Besichtigung von Garten und Kirche steigen wir Sportlicheren einen Turm hoch und können auf Augenhöhe mit den anderen Zwiebeltürmen die Landschaft erkunden. Im Pilgersaal, artig aneinander gereiht an einem langen Tisch, reicht man uns ein klösterliches Essen. Besonders gemundet hat der mit Mohn verfeinerte Hefekuchen. In dieser denkwürdigen Umgebung spricht alt-Reisechef Felix Derungs den beiden Reiseleitern den herzlichen Dank der Gruppe für die umsichtige und meisterhafte Leitung dieser Exkursion aus. Über die Fernstrasse A108 heisst es den Grossen Moskauer Ring zu erreichen. Ohne Stau und Zeitverlust rollen wir auf den Parkplatz vor dem Domodedovo-Flughafen. Das Check-in an zwei für die GMS-Gruppe reservierten Schaltern ist unschlagbar! Ausweis- und Sicherheitskontrollen sind für uns Nasenwasser. Der Abflug Richtung Westen verspätet sich. Der Umsteigevorgang in Wien auf die Maschine nach Zürich erfolgt im Eilschritt. Planmässig landen wir in Kloten. Auch ich gehöre zu den Glücklichen, denen die Swiss das Gepäck frei Privatadresse nachgeliefert hat.
In Kürze: Euch allen danke ich für die feine Kameradschaft auf dieser Reise und freue mich auf ein Wiedersehen bei einem weiteren gemeinsamen GMS-Abenteuer!
Text: Peter Bachmann (Luzern)