Reiseleitung: Dr. Jürg Schucan
Freitag, 4. Oktober 2019
Ein Workshop für kluge GMS Köpfe
Haben Sie schon den Landsitz Bletchley Park besucht? Wenn ja –sehr gut, wenn nein – auch nicht weiter schlimm, denn Sie haben nun die Möglichkeit, sich mit den Grundzügen der Kryptologie, der Enigma Maschine und der schweizerischen Weiterentwicklung NEMA bei einem Workshop in Winikon/Uster vertraut zu machen.
Der angebotene Anlass soll etwas Licht ins geheimnisvolle Dunkel des Chiffrierens, Codierens und der Verschlüsselung bringen. Den Besuchern wird die Geschichte der Kryptologie anhand von Modellen, Grafiken und realen Geräten erklärt und sie werden mit dem Prinzip der verschiedenen Methoden vertraut gemacht. Man erfährt, wie vermeintlich sichere Chiffriermethoden vom Gegner gebrochen oder geknackt, also lesbar gemacht wurden. Das zwang die Kryptografen immer wieder dazu, neue Methoden zu entwickeln. Vor 100 Jahren wurde ein Chiffrierverfahren patentiert, das absolut sicher ist und nicht gebrochen werden kann. Im Ersten Weltkrieg übermittelte man erstmals Telegramme über Funk. Der militärische Gegner setzte alles daran, diese chiffrierten Meldungen abzuhören und lesbar zu machen. Das dafür wohl bekannteste Ereignis ist die Schlacht bei Tannenberg im Jahr 1914. Nach dem Krieg erkannte man die Notwendigkeit, über sichere und einfach zu handhabende Chiffrierverfahren oder Chiffriergeräte zu verfügen. In den 1920erJahren wurden von mehreren Personen Chiffriermaschinen erfunden. Die wohl bekannteste ist die Enigma des Deutschen Arthur Scherbius. Deren Funktion wird anhand eines Modells ausführlich erläutert. Die Grundlage der Enigma war nicht geheim, denn sie war im Handel frei erhältlich. Die individuellen und sicherheitsrelevanten Elemente konnte der Erwerber selbst festlegen und einbauen. Auch die Schweizer Armee beschaff te sich in den 1930er-Jahren etwa 150 Enigmas.
Die Deutschen setzten die Enigma im Zweiten Weltkrieg für den Telegrammverkehr im grossen Stil ein. Mathematische Genies in Polen erarbeiteten die Grundlagen um die Enigma zu brechen. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in England die deutschen Funksprüche mit einem riesigen personellen Aufwand abgehört und gebrochen, was den Verlauf und die Dauer des Kriegs wesentlich beeinflusst haben soll. Wie es gelang, die als absolut sicher geltende Enigma zu brechen und wie vorgegangen wurde, wird anschaulich erklärt. Das relativ komplizierte Schlüsselmanagement mit Tagesschlüsseln wird besprochen.
Ab Beginn des Kriegs war die Enigma im Handel nicht mehr frei erhältlich. Um den Bedarf an Chiffriermaschinen in der Schweizer Armee zu decken entwickelte und fabrizierte man in der Schweiz eine eigene Maschine, die NEMA. Sie war wesentlich sicherer als die Enigma, basierte aber auf der gleichen Grundlage wie diese. Die NEMA stand bei der Armee bis etwa 1976 als im Einsatz, ebenso im diplomatischen Dienst beim Botschaftsfunk. Hier wurden noch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen angewandt, um die Sicherheit merklich zu verbessern; diese werden im Detail vorgestellt und erklärt.
Im Workshop chiffrieren und dechiffrieren Gruppen von zwei bis drei Personen Telegramme, sowohl mit der Enigma als auch mit der NEMA. Man wird die Erfahrung machen, dass überlegt und präzise gearbeitet werden muss, damit ein chiffrierter Text von einer anderen Gruppe auch wieder korrekt dechiffriert werden kann. Für den Kursbesuch werden keine speziellen mathematischen oder technischen Kenntnisse verlangt, hingegen ist eine gute Portion Neugier von Vorteil.
Im Anschluss an den Workshop werden in der Ausstellung die historischen Übermittlungsgeräte der Schweizer Armee gezeigt und deren Geschichte, Technik und Einsatz erklärt. Ebenso die damaligen Fahrzeuge in denen die Übermittlungsgeräte teilweise eingebaut waren; deren Palette reicht vom pferdegezogenen Löschfunkensender bis zum geländegängigen Führungspanzer.
Programm
Individuelle Anreise nach Uster. Begrüssung durch die Reiseleitung und lokale Fachleute. Überblick über die Geschichte der Kryptologie und der Enigma und der NEMA. Weitere Vertiefung der Themata «Brechen der Enigma – Schwachpunkte einer Rotormaschine»,«Schlüsselmanagement und Schlüsseleinstellung», «Einsatz der NEMA im Botschaftsfunk» und «Der Einfluss von Ultra im Zweiten Weltkrieg». Gemeinsames Mittagessen in Uster. Am Nachmittag Arbeiten mit Enigma und NEMA (Telegramme chiffrieren und dechiffrieren) sowie Besichtigung der Ausstellung von Übermittlungsgeräten. Individuelle Heimreise ab Uster.
Bildergalerie
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