Die Gefechte der Franzosengeneräle 1799 – 1800 in Graubünden. Verlust des Veltlins und Anschluss Graubündens an die Schweiz.

Freitag

09.30 Besammlung Bahnhof Sargans, Fahrt mit Bus nach St. Luzisteig. Orientierung über den Kampf Massénas gegen Hotze, Besichtigung des Militärmuseums. Fahrt nach Reichenau, Ort der Niederlage der Oberländer. Besuch im Schloss beim Schlossherr von Tscharner. Mittagessen im Hotel Adler in Reichenau. Fahrt nach Disentis, Besprechung des Feldzugs von General Demont. Besuch des Klostermuseums. Fahrt nach Brigels, Besuch des privaten General Latour Museums. Fahrt nach Splügen. Abendessen und Übernachtung im Hotel Bodenhaus, Splügen

Samstag

Besuch des Pass- und Talmuseums Splügen. Fahrt mit Bus über den Splügenpass ins Bergell, Besprechung der dramatischen Passüberquerung von General McDonald. Besuch des Talmuseums Bergell in Castelmur. Mittagessen im Restaurant Schweizerhaus in Maloja. Fahrt Richtung Zernez. Schilderung der Gefechte zwischen den Franzosengenerälen Dessoles, Lecourbe und Österreichern, siegreicher Vorstoss von General Bachmann. Rückfahrt via Flüela zum Bahnhof Sargans 17.15 ca. Ankunft beim Bahnhof Sargans.

Ausrüstung

Gültiger Pass oder Identitätskarte, bequeme Reisekleidung, gutes Schuhwerk, Regenschutz

Landeskarten 1:50‘000 238 Montafon, 267 San Bernardino, 259 Ofenpass

Reiseleitung

Peter Baumgartner, Dr., Chur

August Holenstein’s Reisebericht

Die Franzosen in Graubünden

Schwergewicht unserer Tour bildeten die Ereignisse der Jahre 1799–1801, welche als Zweiter Koalitionskrieg zwischen Frankreich einerseits und der Koalition von Österreich, England, Russland, der Türkei, Portugal und Neapel bezeichnet werden. Frankreich hatte bis dahin seinen Einfluss auf Holland und Italien ausgedehnt, und die bündnerischen Untertanengebiete Veltlin, Bormio und Chiavenna hatten sich der norditalienischen Cisalpinischen Republik angeschlossen. 1798 waren die Franzosen in die Schweiz einmarschiert.

Erste Station unserer Exkursion war St. Luzisteig, wo von Reiseleiter Dr. Peter Baumgartner über die Kämpfe zwischen den Truppen des französischen Generals Masséna und denjenigen des aus Zürich stammenden österreichischen Generals von Hotze orientiert wurde. Nachdem die Österreicher Graubünden – ohne Widerstand – besetzt hatten, stiess Masséna am 6. März 1799 über St. Luzisteig nach Chur vor. Ein Gegenangriff Hotzes wird Ende April abgewiesen; am 10. Mai gelingt ein weiterer dank grossräumiger Umgehung. Anschliessend wurden die Franzosen auch aus dem Engadin vertrieben. Nach der gewonnenen Zweiten Schlacht bei Zürich im September 1799 gelang es ihnen aber wieder, in Graubünden Fuss zu fassen, im Oktober in der Surselva und im Juli 1800, nach der vernichtenden Niederlage der Österreicher bei Marengo, erneut über St. Luzisteig, auch im Raum Chur. Zuvor, noch im Oktober 1799, hatte Österreich die Redouten in St. Luzisteig sprengen lassen und Suworow sich mit seiner russischen Armee nach grossen Verlusten über diverse Alpenpässe nach Vorarlberg zurückgezogen. Das interessante Militärmuseum zeigt einige „vergessene Objekte“ aus jener Zeit.

Es folgte der Halt im Schloss Reichenau mit Besichtigung der zugänglichen Räume und Weinprobe sowie Mittagessen im Schlosshotel Adler. Das Schloss, das als Zollstätte, Herrensitz, Knabenschule und Weingut gedient hat, war auch Schauplatz der vernichtenden Niederlage der aufständischen Bündner Oberländer gegen die Franzosen anfangs Mai 1799.

Das Klostermuseum Disentis wurde unter Leitung von Pater Theo besichtigt. Das reichhaltige, modern präsentierte Museum weist auch einen Bereich auf, welcher der Besetzung der Surselva durch französische Truppen gewidmet ist. Es folgte die Besprechung des Feldzugs von General Demont. Aus Villa im Lugnez stammend, führte er 1799 als Brigadegeneral französische Truppen aus Sargans in die Surselva und besetzte Disentis kampflos. Später erhoben sichdie Surselver gegen die habgierige französische Besatzung. Die Franzosen wurden massakriert oder vertrieben. In der Folge wurden die unorganisierten Truppen der Aufständischen bei Ems schwer geschlagen. Die Franzosen rächten die Massakrierung ihrer Truppen durch Einäscherung des Klosters und des Dorfes Disentis.

In Brigels wurde das private General Latour Museum besichtigt. Aus der Familie Latour stammen etliche Offiziere in französischen Diensten und verdiente Politiker in den Drei Bünden. Das von der Familie liebevoll betreute kleine Museum ist als Darstellung der Entwicklung und der Verbindungen einer bedeutenden Bündner Patrizierfamilie sehenswert. Der Reisetag wurde nach einer durch einen Verkehrsstau stark verzögerten Weiterreise im Hotel Bodenhaus in Splügen würdig abgeschlossen.

Der regnerische zweite Tag begann mit der Besichtigung des Talmuseums in Splügen. Es zeigt nebst der Bedeutung des Säumerwesens auch Dokumente über die Besetzung der Talschaft durch die Truppen des französischen Generals Jacques McDonald. Dieser befehligte eine Reservearmee, welche im November 1800 vom Bündner Rheintal her das Hinterrheintal besetzte, die Gegend leerass und sich vom 1. Bis zum 11. Dezember über den verschneiten Splügenpass ins Veltlin zurückzog.

In der Folge führte uns der Bus bei mässiger Sicht über Chiavenna ins Bergell. Nach doch noch erfolgter Ankunft des etwas chaotischen Kurators konnte das Talmuseum im Palazzo Castelmur in Coltura di Stampa besichtigt werden. Das Haus zeigt im Bezug auf kriegerische Ereignisse zwar wenig, doch ist das Gebäude selbst ein hervorragendes Beispiel, wie im Ausland als Zuckerbäcker reich gewordene Bergeller ihren Besitz im Tal zur Schau stellten.

Nach dem Mittagessen wurden wir über die Gefechte zwischen den Franzosengenerälen Lecourbe und Dessoles und den Österreichern im Engadin orientiert. Solche fanden im April/Mai 1799 und wiederum im Dezember 1800 statt, mit Kämpfen meist im Unterengadin und Münstertal. Am 23. Dezember 1800 endete ein letztes Gefecht in Ardez mit der Abwehr eines französischen Angriffs durch den in österreichischen Diensten stehenden Glarner General Bachmann. Die Niederlage Österreichs zwei Tage später bei Hohenlinden bewirkte jedoch deren definitiven Rückzug und Graubünden wurde zum helvetischen Kanton.

Ein herzlicher Dank geht an Dr. Peter Baumgartner für die kompetente und mustergültige Führung der Exkursion.

Text: August Holenstein (Flawil)