Thema: Zweiter Villmergerkrieg 1712
Samstag, 10. November 2012, 0945 bis 1230 Uhr, Uni Zürich KOH B-10
2012 jährte sich zum dreihundertsten Mal der Zweite Villmerger-, Toggenburger- oder Zwölferkrieg. Die Herbsttagung 2012 gab einen Überblick über dieses für die Schweiz historisch wichtige Ereignis. Rund 120 Interessierte folgten den Referenten, die das Ereignis aus unterschiedlicher Sichtweise beleuchteten
Referenten:
– Christian Bäder, Oberst i Gst
– Dr. Heinz Horat, Direktor historisches Museum Luzern
– Dr. Marco Sigg, MILAK/ETHZ0
Der zweite Villmerger Krieg war der Übergang von der alten eidgenössischen Schlachtordnung zu einer moderneren Kriegführung. Berufsoffizier Oberst i Gst Christian Bäder gab in seinem Referat „Der Zwölferkrieg: Kampf um die Vorherrschaft in der Eidgenossenschaft“ nicht nur einen Überblick über den Kampfverlauf, sondern legte auch ein Augenmerk auf die Reformschritte des damaligen Wehrwesens. Der erste Villmerger Krieg von 1656 war noch in der vom Mittelalter geprägten alteidgenössischen Kriegführung mit Gevierthaufen und blanker Waffe geführt worden. Er endete mit einem Erfolg der katholischen Fünf Orte und führte zum Dritten Landfrieden. Dies änderte sich Anfang des 18. Jahrhunderts im Zweiten Villmerger Krieg von 1712. Die reformierten Truppen entschieden diesen Krieg für sich. Die wirtschaftlich starken Städte Zürich und Bern gewannen politisch an Einfluss, während die katholische Innerschweiz an Bedeutung verlor. Insbesondere die Berner, aber auch die Zürcher Truppen orientierten sich an den Militärreformen Englands und Hollands. Neu wurden tägliches Exerzieren, Drill im Waffengebrauch und gestraffte Befehlsverhältnisse eingeführt. Die Truppen wurden in Brigaden und Bataillonen organisiert.
Zürcher gegen Schwyzer
Marco Sigg, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Militärakademie der ETHZ, zeigte das Gefälle im Wehrwesen in seinem Referat „Der Nebenkriegsschauplatz an der zürcherisch-schwyzerischen Grenze 1712 – ein Schlaglicht auf Kriegsführung und Wehrwesen von Zürich und Schwyz“ am Beispiel der Zürcher und Schwyzer. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts hat Zürich mit der grundlegenden Modernisierung seines Wehrwesens begonnen. 1644 wurde die Kavallerie geschaffen und 1657 das Artilleriewesen modernisiert. Die Ausbildung der Geschützbedienungen und Offiziere erfolgte damals auf privater Basis im heute noch existierenden Artilleriekollegium. Die Schwyzer zogen wenig vorbereitet in den Kampf. Sie litten an Geld und Verpflegung und zeigten Auflösungserscheinungen. Es kam zu Disziplinlosigkeiten, Desertionen und Befehlsverweigerung.
Bezug zur Kunstgeschichte
Die Epoche zwischen den beiden Villmerger Kriegen war gekennzeichnet von der militärischen Aufrüstung auf reformierter Seite. Das löste bei den Katholiken ein Gefühl der Bedrohung aus. Monumentale Befestigungen entstanden. Mit der Argumentation, die Protestanten befänden sich in der Defensive, wurde in Zürich zwischen 1642 und 1678 eine riesige Festung erstellt. Aarburg wurde militärisch zum wichtigen protestantischen Bollwerk inmitten der katholischen Bedrohung. Heinz Horat, Direktor des historischen Museums Luzern, beleuchtete den Zweiten Villmerger Krieg anhand eines Gemäldes in der Lorettokapelle in Buochs. Nach dem Krieg wurden die Ereignisse in diversen Kunstgegenständen verewigt.
Hans Rudolf Fuhrer beurteilt die Frage, ob die beiden Villmerger Kriege Glaubenskriege waren, differenziert. „Die fünf eidgenössischen Glaubenskriege waren Konflikte, in denen die Religion, bzw. die Konfession neben gesellschaftlichen, machtpolitischen oder ökonomischen Zielen eine wesentliche Rolle spielten.“
Dr. Dieter Kläy, Winterthur